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Die Geschichte der Messerschmiede

Die nach dem Krieg heimkehrenden Männer suchten sich Arbeit in Velten in den Kachelfabriken, im Öl- und Hefewerk und in der chemischen Industrie. Andere fanden Beschäftigung im ehemaligen Flickkonzern in Hennigsdorf, wo ein Stahl- und Walzwerk entstand.

 

Die Gebrüder Kittel und die Umsiedler aus dem Sudetenland hatten die Maschinen und Werkzeuge aus der Heimat mitgebracht und bauten hier eine neue, eigene Industrie auf, eine Messerschmiede.

 

"... Am 1. August 1946 gründeten 24 Personen, darunter drei Frauen, die erste Genossenschaft der Messerschmiede in der SBZ. Ihr erstes Produkt war ein Küchenmesser, das sich durch eine hohe Qualität auszeichnete. In den Jahren 1946 bis 1955 hatte sich die Belegschaft der Messerschmiede verzehnfacht. Fast 75% der Beschäftigten waren Frauen. Am 5. November beschäftigte sich die damalige Generalversammlung der Genossenschaft mit der wichtigsten Frage seit der Gründung. Seit Wochen wurde im Betrieb das Für und Wider der Weiterführung, entweder auf genossenschaftlicher Basis oder als volkseigener Betrieb, diskutiert. Die Anzahl derer, die sich gegen eine Verstaatlichung wandten, war hoch. Die Verhandlungen zwischen der Genossenschaft und dem zuständigen Organ des Rates des Kreises erwiesen sich als kompliziert. Manch einer der "alten Hasen" von Leegebruch verließ in jenen Wochen Betrieb und Ort.


Interessant ist in diesem Zusammenhang ein damals in der Öffentlichkeit diskutiertes Argument: `Zur Zeit beschäftigt eine Minderheit von Genossenschaftlern rund 200 Arbeiter und Arbeiterinnen als Mehrwertserzeuger´, und das paßte nicht in das vorbestimmte Bild der Entwicklung.

 

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Schließlich war der Druck zur Gründung als VEB so groß, daß sich die Mehrheit der Genossenschaftler entschloß, bei Zusicherung ausstehender Gewinnanteile und Altersversorgung der vorgesehenen Entwicklung schweren Herzens nachzugeben. So wurde aus der Genossenschaft der VEB.

 

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Die dort hergestellten Produkte waren weltweit gefragt. Taschen- und Jagdmesser erhielten Goldmedaillen auf der Leipziger Messe. Das Gütezeichen `Q´ war eines der Markenzeichen des Betriebes. Die Messerschmiede Leegebruch war einer der wenigen Betriebe des Kreises, die mit dem höchsten Orden der DDR, dem `Karl-Marx-Orden´, geehrt wurden. Die politische Wende im Herbst 1989 ging nicht spurlos an den `scharfen Sachen´ aus Leegebruch vorüber. Der Wettbewerbsdruck ist um vieles größer geworden, dennoch sind die Leegebrucher Erzeugniss nicht vom Markt verschwunden."

 

Als Autor des Artikels ist angegeben: Diplomhistoriker Hans Biereigel

( Quelle: Chronik von Leegebruch, erstellt von V. Potyka 1993/94 )

 

2000 wurde das Gebäude der Messerschmiede abgerissen, und nur noch ein ganz kleiner Teil besteht heute (2002) noch.