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Geschichte

 

 

1928 wurde aus einem längst entwässerten Forstrevier und Vorwerk des Remontedepots Bärenklau eine eigenständige, 250 Einwohner zählende Landgemeinde. Ihr Name: Leegebruch - was so viel bedeutet wie "niedrig gelegenes Sumpfgebiet".  Der Ortsname geht auf die im  17. Jahrhundert urkundlich erwähnte Flurbezeichnung "Lehebruch" zurück.

     

Gut zehn Jahre nach Anerkennung als Landgemeinde wohnten in Leegebruch bereits mehr als 5.000 Menschen. Für die in den neuen Oranienburger Heinkel-Flugzeugwerken benötigten Arbeitskräfte war der junge Ort in wenigen Jahren zu einer Werkssiedlung ausgebaut worden. Aus allen Teilen Deutschlands, ob aus dem Rheinland oder von der Saar, aus Sachsen, Ostpreußen oder Hamburg, sind bis 1939 vorwiegend Familien gekommen, um in rund 1.200 Doppel- und  Einzelhäusern mit großen Gärten heimisch zu werden. An den Fassaden angebrachte  Hauszeichen aus künstlerisch gestalteter Keramik sorgten mit ihrer Individualität auch dafür, dass in den Reihen gleichförmiger Häuser  die Schulkinder nicht lange nach der eigenen Tür suchen mussten. Leegebruch wurde damals die kinderreichste Siedlung Deutschlands genannt.

 

Obwohl der Zweite Weltkrieg in Leegebruch selbst keine größeren Schäden angerichtet hatte, war für die meisten Bewohner die Existenzgrundlage vernichtet. Es gab keine Heinkelwerke mehr und damit kaum noch Arbeit. Einige Familien zogen zurück in ihre alte Heimat, die sie ja erst wenige Jahre zuvor verlassen hatten. Dafür kamen nun Flüchtlinge und Vertriebene aus dem Sudetenland. Letztere stammten vor allem aus Nixdorf (dem heute tschechischen Mikulášovice). Sie brachten von dort, wo seit alters her Schneidwaren produziert wurden, ihre Kenntnisse und Werkzeuge mit.

 

Gemeinsam mit den Leegebruchern bauten sie eine Messerschmiede auf, in der sie ab 1946 mit den ehemaligen Heinkelwerkern arbeiteten. Auch in Großbetrieben wie den Stahl- Lokomotivbau- und Kaltwalzwerken der Nachbarstädte Hennigsdorf und Oranienburg verdienten die Leegebrucher ihr Geld.

 

Der politischen Wende von 1989 folgten erneut einschneidende Veränderungen. Trotz internationaler Anerkennung ihrer Qualitätserzeugnisse, weltweiter Exporte und guter Wirtschaftskraft sollte die erfolgreiche Zeit der Messerschmiede ein Ende finden. Nach und nach wurden Gebäude und Grundstücke verkauft, kleine und mittelständische Betriebe siedelten sich an. Supermärkte eröffneten - neben den nach wie vor ansässigen Geschäften in der bis heute erhaltenen Ladenzeile aus den späten dreißiger Jahren. Hilfestellung bei der Neuorientierung leistete ab 1991 die westfälische Stadt Lengerich, mit der 1995 eine Städtepartnerschaft urkundlich besiegelt wurde, die nach wie vor lebendig ist.

Im Zuge des einsetzenden Baubooms hat sich Leegebruch durch moderne Architektur im Zentrum und eine gute Infrastruktur zu einem Ort mit hoher Lebensqualität entwickelt. Ob Ärzte und Apotheken, Gaststätten und Hotels, Geschäfte, Post und Sparkasse, Kirchen, Schule und Kitas, regelmäßiger Busverkehr in die Nachbarstädte mit ihren Bahnhöfen - alles ist vorhanden für heute knapp 6.700 Einwohner,  die in den renovierten und individuell gestalteten alten Siedlungshäusern oder in Neubauten mit Gärten leben.

 

Leegebruch ist von Wiesen, Wald und Wasser umgeben, wo Spaziergänger, Jogger und Radler Entspannung finden. Auch für Touren in die Umgebung ist Leegebruch ein idealer Ausgangspunkt. In einer halben Stunde ist man dank direkter Autobahnanbindung mitten im quirligen Berlin. Und wer´s beschaulicher mag: ob Angler, Paddler oder Bootskapitän, ob Natur- oder Kulturfreund, die eiszeitlich geprägte Landschaft Brandenburgs offenbart ganz eigene Reize, birgt einzigartige Schätze und hat schon viele Menschen verführt, für immer hier zu bleiben.

 
(Ulrike Unger, Geschichtsverein Leegebruch e.V.)
Januar 2013